DB: Bahn kauft Elektrobusse aus China – Klingbeil verärgert
Finanzminister Lars Klingbeil ärgert sich über den Kauf chinesischer Elektrobusse durch die Deutsche Bahn. Zugleich warnt er Autobauer davor, die Elektromobilität zu vernachlässigen. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat die Deutsche Bahn für den Kauf chinesischer Elektrobusse kritisiert. "Ich wünsche mir einen gesunden Standortpatriotismus", sagte der SPD-Politiker der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Dass der Staatskonzern neben einer Großbestellung bei MAN auch 200 Elektrobusse beim chinesischen Hersteller BYD geordert habe, "ärgert mich", sagte er. Klingbeil erklärte, zu einem gesunden Standortpatriotismus gehöre, Aufträge "bei entsprechendem Angebot deutschen oder europäischen Herstellern zu erteilen". In deutschen Städten würden längst "hervorragende Elektrobusse" fahren, etwa von Mercedes oder MAN. Die Deutsche Bahn hatte vor rund einer Woche die größte Bus-Bestellung ihrer Unternehmensgeschichte bekanntgegeben. Verbrenner-Aus spaltet Leserschaft : E-Auto kaufen? "Ich ganz sicher nicht" Nach 50 Jahren : VW-Chef besiegelt Ende eines Klassikers Der Staatskonzern plant den Kauf von 3.300 Bussen mit Hybrid- oder Elektroantrieb, die zwischen 2027 und 2032 ausgeliefert werden sollen. Der Auftragswert liegt bei mehr als einer Milliarde Euro. 200 elektrische Überlandbusse sollen von BYD kommen, produziert werden sie nach Angaben des Unternehmens im ungarischen Werk des chinesischen Herstellers. "Zukunft der Mobilität ist elektrisch" Klingbeil verband seine Kritik an der Bahn mit grundsätzlichen Aussagen zur Elektromobilität. Mit Blick auf die Debatte um eine Lockerung des EU-Verbrenner-Aus warnte er deutsche Autobauer davor, die Signale aus Brüssel falsch zu deuten. "Wenn sie jetzt meinen, sie könnten noch lange auf Diesel und Benziner setzen, dann sind ihre Schwierigkeiten in ein paar Jahren umso größer", sagte der Finanzminister. Der Weg zur Elektromobilität müsse "mit hohem Tempo weitergehen". Zugleich stellte Klingbeil klar: "Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch." Er verwies dabei auf seine Eindrücke aus China . In Städten wie Peking und Shanghai habe er erlebt, "wie weit man dort schon ist", auch weil der Staat den Umstieg massiv fördere. Daraus folge für die deutsche Industrie: "Unsere Autobauer haben Nachholbedarf." Gleichzeitig betonte Klingbeil, dass Klimaschutz und Beschäftigung keine Gegensätze sein müssten, wenn pragmatische Lösungen gefunden würden. EU lockert Vorgaben für Verbrenner Hintergrund der Debatte ist eine Kurskorrektur der EU-Kommission bei den CO₂-Grenzwerten für Autos. Ursprünglich hatten sich EU-Staaten und Europaparlament darauf verständigt, dass Neuwagen ab 2035 kein klimaschädliches CO2 mehr ausstoßen dürfen. Nun sollen unter bestimmten Bedingungen auch danach noch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zugelassen werden können. Konkret sieht der Vorschlag vor, das bisherige Ziel einer vollständigen CO2-Reduktion aufzuweichen. Künftig sollen bis zu 90 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zu 2021 ausreichen, wenn der verbleibende Ausstoß etwa durch klimafreundlich produzierten Stahl oder alternative Kraftstoffe ausgeglichen wird. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) verteidigte die Lockerungen mit Blick auf Industrie und Arbeitsplätze. Klingbeil bezeichnete den Brüsseler Vorstoß als tragfähigen Kompromiss. Er ermögliche mehr Flexibilität auf dem Weg zur Klimaneutralität, etwa durch eine längere Zulassung von Hybriden. Zugleich machte der Finanzminister deutlich, dass der politische Kurs klar bleibe: Elektromobilität solle weiter vorangetrieben werden – auch mit staatlicher Förderung, damit sich Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen den Umstieg leisten können.
