Deutschlands Autobauer zittern: Wichtige Lieferung nach China ausgesetzt
Neuer Schlag für Deutschlands Autobauer: Nexperias Europa-Fabriken stoppen die Lieferung von Wafern, einem Vorprodukt für die Chip-Fertigung, nach China. Nächster Schritt im Handelsstreit zwischen China und den Niederlanden um die Versorgung mit Chip-Bauteilen – auch für Deutschlands Autoindustrie. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der chinesisch-niederländische Konzern Nexperia die Lieferung von Vorprodukten, sogenannten Wafern, an sein chinesisches Montagewerk ausgesetzt. Die Lieferprobleme mit wichtigen Nexperia-Chips für die deutsche Autoindustrie könnten damit weiter zunehmen. Das Unternehmen bestätigte, dass Kunden von Nexperia über den Schritt per Brief informiert worden seien. Weitere Angaben machte das Unternehmen nicht. Halbleiter-Wafer sind für die Herstellung von Chips von großer Bedeutung. Sie werden unter anderem im Nexperia-Werk in Hamburg hergestellt. In München betreibt das Unternehmen ein Forschungszentrum. Wirtschaftskrimi: Streit um niederländisch-chinesischen Konzern Nexperia eskaliert Chip-Mangel: VW fürchtet um Produktion in Wolfsburg und Chemnitz Die frühere Philips-Tochter Nexperia mit Sitz in Nijmwegen war 2018 vom chinesischen Unternehmen Wingtech übernommen worden. Mitte Oktober hatte der niederländische Staat die Kontrolle übernommen, weil er den Abfluss von Kapital und Know-how aus Europa fürchtete. Chinas Regierung verhängte danach einen Export-Stopp von Nexperia-Chips aus den Fabriken in der Volksrepublik. Nun reagiert der europäische Unternehmensteil. Suche nach "alternativen Lösungen" In dem von Interimschef Stefan Tilger unterzeichneten Schreiben erklärt Nexperia den Angaben zufolge, dass es die Lieferung von Wafern an seinen Montage- und Teststandort im chinesischen Dongguan mit Wirkung zum 26. Oktober ausgesetzt habe. Als Grund werde angegeben, dass "das lokale Management sich nicht an seine Zahlungsverpflichtungen gehalten hat". Die Lieferungen würden wieder aufgenommen, sobald die Verpflichtungen vollständig erfüllt seien. Nexperia bekräftigte zudem, dass es an alternativen Lösungen arbeite, um die Lieferungen an seine Kunden sicherzustellen. Das niederländische Wirtschaftsministerium wollte sich nicht zu dem Lieferstopp äußern. Wafer sind dünne Scheiben, die als Grundlage zur Herstellung von elektronischen Bauteilen dienen. Sie werden für Halbleiter und Mikrochips verwendet, die in sämtlicher Elektronik verbaut werden – von Smartphones über Computer bis hin zu Fahrzeugen. In einem Pkw stecken bis zu dreihundert Nexperia-Chips, sie regeln Funktionen vom Fensterheber bis zum Warnblinker. Vor allem VW ist von den Lieferengpässen betroffen. Der Handelsstreit belastet auch das deutsch-chinesische Verhältnis. So sagte Außenminister Johann Wadephul (CDU) zuletzt eine Reise nach Peking ab. Die Europäische Union indes strebt nach den Worten der für Technologie zuständigen EU-Kommissarin Henna Virkkunen eine Verhandlungslösung an. "Ein wichtiges Treffen heute Morgen mit @TeamNexperia, bei dem ich unsere Entschlossenheit bekräftigt habe, auf einen diplomatischen Durchbruch hinzuarbeiten", schrieb sie auf der Online-Plattform X. Man habe über mögliche Maßnahmen zur Stärkung der Lieferketten gesprochen. Virkkunen zufolge wurde Nexperia zudem in die Taskforce zum Chip-Gesetz eingeladen, die Informationen über mögliche wirtschaftliche Auswirkungen von Lieferengpässen sammelt.
