Mercedes-Krise: Warum die Aktie trotz Gewinneinbruch steigt
Alle wichtigen Zahlen bei Mercedes gehen nach unten – doch das Vertrauen der Anleger steigt. Wie passt das zusammen? Blick auf einen Konzern, der mit sich selbst ringt. Der Absatz bricht ein, der Gewinn halbiert sich. Mercedes kämpft – nicht nur um Kunden, sondern auch ums eigene Selbstverständnis. Und trotzdem klettert die Aktie. Was steckt hinter den Zahlen? Schafft der Konzern die Wende oder verliert der Stern seinen Glanz? Ein Blick auf die größten Baustellen. Baustelle 1: Absatzsorgen in wichtigen Märkten In China läuft es seit Langem zäher als gewohnt. Fast ein Drittel weniger verkaufte Autos im dritten Quartal drücken auf das Geschäft. Die Konkurrenz durch lokale Marken ist stark und wohlhabende Käufer halten sich wegen der Immobilienkrise zurück. Das belastet die Bilanz. Auch die USA sind längst nicht mehr das gelobte Land. Vorstandschef Ola Källenius spricht von "unglaublicher Wettbewerbsintensität". Die allerdings für alle anderen Autohersteller genauso gilt. Baustelle 2: Zölle und Chip-Engpässe Zudem leidet Mercedes wie die gesamte Branche unter politischen Spannungen. Lieferprobleme beim Chiphersteller Nexperia bereiten Sorgen. Laut Källenius ist der Engpass "politisch bedingt" – eine Folge des Konflikts zwischen den USA und China. Kurzfristig ist die Versorgung gesichert, doch die Suche nach alternativen Lieferanten laufe. Und zwar weltweit. Baustelle 3: Der schwierige Wandel zur Elektromobilität Der Umstieg auf Elektroautos kostet Mercedes viel Geld. Die Kunden zögern, die EU dringt auf weniger CO2. Elektrofahrzeuge sind teuer, vor allem bei Mercedes – und auch wer bisher bereit war zu zahlen, beginnt zu zögern. Selbst Mercedes-Händler verteufeln längst die hohen Preise , Kritiker bemängeln auch das Design, das wenig Premium-Charakter ausstrahle. Inzwischen vermeidet Mercedes den Begriff "Luxus" bewusst. Der Grund: zu viele negative Reaktionen bei Kunden und Mitarbeitern. Intern wurde daraus das "L-Wort", das niemand mehr aussprechen wollte . Schnäppchen sollte man künftig trotzdem nicht erwarten. Stattdessen fordert der Konzern mal wieder staatliche Kaufanreize, die letztlich durch Einnahmen wie Steuern gedeckt werden, und einen sanften Übergang, um länger Verbrennerautos verkaufen zu können. Baustelle 4: Sparprogramm und Stellenabbau Personal kostet Geld. Mercedes spart, wo es geht. Hunderte Stellen fallen weg. Allein im dritten Quartal flossen 876 Millionen Euro in Personalabbau und Sparbemühungen. Ziel: Profitabilität steigern, Zahlen stabilisieren. Baustelle 5: Gewinneinbruch Das größte Luxuslabel Deutschlands macht weniger Kasse. Nach neun Monaten steht gerade mal ein Überschuss von 3,87 Milliarden Euro im Buch. Das sind 50 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz sackt um fast sieben Prozent auf 32,14 Milliarden Euro. Viel Geld. Aber auch viel Minus. Modell Marktstart Beschreibung CLA 2025 Elektrische Coupé-Limousine; erstes Modell auf MMA-Plattform CLA Shooting Brake 2026 Kombiversion des CLA GLA 2026 Kompaktes Elektro-SUV; Nachfolger des EQA GLB 2026 Größeres Elektro-SUV; Nachfolger des EQB C-Klasse Elektro 2026 Erste vollelektrische C-Klasse; neue MB.EA-Plattform GLC Elektro 2026 Elektro-SUV als Pendant zur neuen C-Klasse S-Klasse 2028 Neue Generation mit Verbrenner und Elektrovariante E-Klasse 2028 Verschmelzung von EQE und E-Klasse zu einer Baureihe Allerdings: Nicht nur Mercedes kämpft. Porsche meldet einen Gewinneinbruch, Volkswagen meldet schwache Zahlen . Die Krise kennt kein Logo. Sie hat die gesamte deutsche Autoindustrie im Griff. Trotz allem: Hoffnung an der Börse Widersprüchlich bleibt: Während die Zahlen schwächeln, steigt die Aktie. Zuletzt um rund sechs Prozent auf fast 58 Euro. Analysten loben die solide Finanzlage und die künftige Produktpalette: mehr als 40 neue Modelle bis 2027, darunter der elektrische CLA und der vollelektrische GLC. Die große Offensive rollt an. Bleibt die Frage, ob sie ankommt.
