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Formel 1: Zwischen McLarens Piastri und Norris könnte es richtig krachen

Bislang galten für die McLaren-Piloten im WM-Kampf strikte Regeln. Doch die Ausgangslage hat sich drastisch geändert und die Fahrer könnten nicht mehr gehorchen. "Wir müssen uns im Klaren sein, dass es eine schwierige Situation ist": McLaren-Teamchef Andrea Stella weiß, was die Stunde geschlagen hat. Vor dem Großen Preis der USA im texanischen Austin ist der Teamfrieden beim britischen Rennstall akut bedroht. Über weite Stecken der Saison war McLaren der klare Dominator der Formel 1 . Die beiden Fahrer, Lando Norris und Oscar Piastri , sind noch immer die klaren Favoriten auf den WM-Titel. Um maximale Fairness zu garantieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass das Team die maximal möglichen Punkte einfährt, einigte man sich bei dem Rennstall auf – in Anlehnung an die Teamfarbe – "Papaya Rules" getaufte Regeln. Der Kern der Richtlinien: Den Fahrern ist es erlaubt, gegeneinander zu fahren, sie müssen aber sicherstellen, sich dabei nicht zu nahe zu kommen und einen Unfall zu riskieren. Die Fahrer gehorchten. Doch mit dem Großen Preis von Singapur hat sich die Ausgangslage entscheidend geändert. Durch die Plätze drei und vier im Nachtrennen sicherte sich McLaren vorzeitig die Teamweltmeisterschaft. Der Hauptanreiz für beide Fahrer, im direkten Duell Rücksicht aufeinander zu nehmen, ist also erloschen. Mit Blick auf den Saisonendspurt bedeutet das aus Sicht von Norris und Piastri wohl: Jetzt gibt es keine Regeln mehr. Die Chance könnte einmalig sein Für beide McLaren-Fahrer geht es in dieser Saison um nicht weniger als ihren ersten WM-Titel. Die Motivation, sich gegen den Teamkollegen durchzusetzen, dürfte also ohnehin riesig sein. Zwei Faktoren kommen jedoch erschwerend hinzu: Zum einen stehen zur kommenden Saison umfangreiche Regeländerungen in der Formel 1 an. Derartige Regeländerungen stellen die Kräfteverhältnisse in der "Königsklasse des Motorsports" regelmäßig auf den Kopf. Die Dominanz der McLaren könnte im kommenden Jahr also verschwunden sein. Norris und Piastri wissen nicht, ob sie in der nächsten Saison überhaupt noch um Rennsiege, geschweige denn den WM-Titel mitfahren werden. Wollen sie also Weltmeister werden, gilt für beide das Motto "jetzt oder nie". Verstappen ist zurück Ein weiterer Faktor trägt den Namen Max Verstappen . Der viermalige Weltmeister präsentierte sich in den vergangenen Rennen formstark. In den vier Läufen seit der Sommerpause kommt er auf zwei Rennsiege und zwei zweite Plätze, landete in drei von vier Fällen dabei vor beiden McLaren-Piloten und machte in der Fahrer-WM ordentlich Boden gut. Sein Rückstand auf den zweitplatzierten Norris beträgt "nur noch" 41 Punkte, auf den WM-Führenden Piastri sind es noch 63 Zähler. Bei noch sechs ausstehenden Grand Prix und drei Sprint-Rennen sind noch 174 Punkte zu vergeben. Zwar hat Verstappen nur noch Außenseiterchancen auf seinen fünften Titel in Folge, doch wenn es jemandem zuzutrauen ist, dann dem Niederländer, der in den vergangenen Jahren bewiesen hat, dass er stets das Maximum aus seinem Auto herauszuholen imstande ist. Bei einem wieder konkurrenzfähigen Red Bull würde das viele Siege bedeuten – und damit Chancen auf den Titel. Norris und Piastri dürften also den heißen Atem Verstappens im Nacken spüren und so schnell wie möglich die Flucht nach vorn antreten wollen. Das bedeutet auch, dass keinerlei Platz mehr für Rücksichtnahme auf den Teamfrieden in Form von "Papaya Rules" sein dürfte. Den Trubel bei der Konkurrenz verfolgt Verstappen amüsiert: "Ein Titelkampf ist nie zu 100 Prozent fair", betont der Niederländer und ergänzt: "Man muss einfach dafür sorgen, gar nicht erst in so eine Situation zu kommen." Die "Papaya Rules" bringen Probleme Und genau das hat McLaren eben nicht geschafft. Im Gegenteil war die Durchsetzung der "Papaya Rules" für den Rennstall auch bislang schon eine prekäre Angelegenheit. Die vergangenen Rennen lieferten dafür das perfekte Beispiel: Beim Großen Preis von Italien lag Norris vor Piastri auf Platz zwei und hätte damit das Recht gehabt, zuerst zum Boxenstopp zu kommen. Da Piastri zu diesem Zeitpunkt aber durchaus Druck von dem hinter ihm liegenden Leclerc verspürte, holte sich das Team von Norris die Genehmigung, Piastri zuerst an die Box zu holen. Dadurch bekam der Australier jedoch einen Reifenvorteil, da er eine Runde länger auf den frischen Reifen fahren konnte als Teamkollege Norris. Die Folge: Piastri holte Zeit auf. Als das Team bei Norris' Boxenstopp dann auch noch einen Fehler machte und Norris weitere Zeit verlor, fand sich der Brite auf einmal hinter seinem Teamkollegen wieder. McLaren sah sich im Sinne der Fairness gezwungen, zu reagieren und wies Piastri an, Norris wieder vorbeizulassen. Der war natürlich nicht begeistert, gehorchte aber. Dann kam der Große Preis von Singapur: Piastri startete von Platz drei, Norris nur von Rang fünf. Doch der Brite erwischte den besseren Start, schloss schnell zu Piastri und dem vor ihm liegenden Verstappen auf. Norris versuchte ein Überholmanöver. Als Verstappen jedoch unerwartet früh bremste, musste Norris ausweichen. Das Ausweichmanöver beförderte ihn wiederum geradewegs in Piastri hinein, der durch den Rammstoß Richtung Wand gedrückt wurde und einen Ausfall nur haarscharf vermeiden konnte. Norris musste er ziehen lassen. Piastri sah die "Papaya Rules" eindeutig verletzt, forderte das Team auf, ihn wieder an Norris vorbeizuwinken. Die McLaren-Verantwortlichen bewerten die Szene aufgrund des Verstappen-Bremsmanövers jedoch als normalen Rennvorfall und ließen Norris vor seinem Teamkollegen. In dieser Reihenfolge ging das Rennen auch zu Ende – und Norris machte Punkte auf Piastri gut. Wird Norris bevorteilt? Einige Experten runzelten über das Vorgehen die Stirn. Ex-Weltmeister Mario Andretti sagte: "Es wirkt, als würde McLaren – aus welchem Grund auch immer – Lando Norris bevorzugen." Eine Meinung, die sich durchaus auch in zahlreichen Kommentaren in den sozialen Medien wiederfindet. Unabhängig davon, ob der Vorwurf tatsächlich stimmt, Piastri selbst fühlt sich auf jeden Fall ungerecht behandelt. Noch während des Singapur-Rennens funkte er erzürnt Richtung Team, das Vorgehen sei "unfair" und Norris' Manöver "ziemlich beschissen" gewesen. Verstappen könnte der lachende Dritte sein Im Saisonendspurt hat es McLaren nun also mit einem zusätzlich verärgerten Piastri zu tun. Dabei war der Australier in der Vergangenheit eigentlich derjenige der zwei Fahrer, der durch eine eher großzügigere Interpretation der "Papaya Rules" auffiel. Will heißen: Er zeigte bei Überholmanövern, auch gegen seinen Teamkollegen, die größere Risikobereitschaft. Nach dem Gewinn der Konstrukteursweltmeisterschaft und dem vermeintlich unfairen Vorgehen des Teams in Singapur dürfte diese Risikobereitschaft bei Piastri nur gestiegen sein. Zumal er mit Mark Webber einen Manager an der Seite hat, der während seiner aktiven Karriere bei Red Bull stets gefrustet von seinem "Nummer zwei"-Status hinter Sebastian Vettel war. Piastris Landsmann wird ihn entsprechend zusätzlich anstacheln, sich nichts gefallen zu lassen. Zwar betonte Piastri vor dem Rennen in Austin den Teamfrieden, sagte: "Das Thema ist abgeschlossen, und wir blicken nun in die Zukunft". Sollte die Situation aber dennoch eskalieren und sich die beiden McLaren-Piloten von nun an regelmäßig ins Auto fahren, könnte am Ende Verstappen doch noch der lachende Dritte sein. Auf die Formel 1 wartet im Saisonendspurt also eine explosive Ausgangslage.