Wanda Perdelwitz: Tödlicher Fahrradunfall - so gut schützen Helme
Nach dem tödlichen Fahrradunfall der Schauspielerin Wanda Perdelwitz kommt die Frage nach der Sicherheit von Fahrradfahrern auf. Wie gut schützen Helme? Die Schauspielerin Wanda Perdelwitz ist tot . Nach bisherigen Erkenntnissen war die 41-Jährige Ende September im Hamburger Stadtteil Rotherbaum mit dem Fahrrad unterwegs, als ein Beifahrer plötzlich die Tür eines geparkten Transporters in Richtung Fahrradweg öffnete. Perdelwitz prallte dagegen ( ein sogenannter Dooring-Unfall ), stürzte und wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Knapp zwei Wochen später starb sie an den Folgen des Unfalls. Die gebürtige Berlinerin war durch ihre Rolle als Polizistin Nina Sieveking in der ARD-Serie "Großstadtrevier" bekannt geworden, die sie neun Jahre lang spielte. Zuletzt war sie unter anderem bei "Traumschiff" zu sehen. Sie hinterlässt einen sechsjährigen Sohn. Es ist nicht bekannt, ob sie zum Unfallzeitpunkt einen Helm trug. Der tragische Fall wirft dennoch die Frage auf: Wie gut können Fahrradhelme vor Verletzungen schützen? Wie häufig ist der Kopf bei Fahrradunfällen betroffen? Kopfverletzungen gehören zu den häufigsten und schwersten Folgen von Fahrradunfällen. Laut Unfallforschung der Versicherer (UDV) war bei mehr als der Hälfte der tödlich verunglückten Radfahrer in den Jahren 2013 und 2014 ein Schädel-Hirn-Trauma die Todesursache. Nur fünf Prozent der Betroffenen hatten einen Helm getragen. Auch bei Alleinunfällen, also klassischen Stürzen ohne Fremdeinwirkung, sind Kopfverletzungen besonders häufig. Schwere Kopfverletzungen fanden sich seinerzeit überproportional häufig bei älteren Radfahrern. Was genau leistet ein Fahrradhelm – und wo sind seine Grenzen? Ein gut sitzender Helm kann schwere Verletzungen deutlich abmildern. Er fungiert wie eine Knautschzone zwischen Kopf und Hindernis und fängt Aufprallenergie ab – internationalen Studien zufolge mehr als 80 Prozent der Stoßenergie. Bei einem seitlichen Sturz reduziert sich die auf den Kopf einwirkende Energie um etwa zwei Drittel. Das Risiko einer schweren Gehirnerschütterung sinkt um rund 30 Prozent. Bei einem Frontalaufprall oder Sturz über den Lenker kann ein Helm das Risiko innerer Blutungen unterhalb der harten Hirnhaut sogar um bis zu 90 Prozent senken. Die heute üblichen Helme sind jedoch auf typische Sturzszenarien bei geringer bis mittlerer Geschwindigkeit ausgelegt, schränken auch die Experten der UDV ein. Bei Unfällen mit Autos oder Aufprallen auf niedriger Höhe an Stirn oder Schläfe ist der Schutz begrenzt. Wie viele Radfahrer in Deutschland tragen einen Helm? Die Helmtragequote ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) trugen 2023 rund 44 Prozent aller Radfahrer einen Helm. Zum Vergleich: 2010 lag die Quote bei neun Prozent. Kinder sind deutlich häufiger geschützt – bei den Sechs- bis Zehnjährigen liegt die Quote bei über 80 Prozent. Es gibt Vermutungen, dass die höhere Helmtragequote mit der stärkeren Verbreitung von E-Bikes und Pedelecs und den damit verbundenen höheren Geschwindigkeiten zusammenhängt. Warum gibt es keine Helmpflicht? Anfang 2024 stellte die damalige Bundesregierung klar , dass sie auf Freiwilligkeit setzt. Eine gesetzliche Helmpflicht für Fahrradfahrer sei nicht geplant, hieß es damals in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Die Begründung: Die Tragequote steige ohnehin. Gegner verweisen auf Erfahrungen aus anderen Ländern, dass eine Pflicht auch negative Effekte haben kann – etwa, weil Menschen dadurch abgeschreckt werden, überhaupt Fahrrad zu fahren. Einige EU-Länder wie Spanien oder Österreich haben jedoch Helmpflichten für bestimmte Altersgruppen eingeführt. Worauf sollte man beim Helmkauf achten? Achten Sie auf die Prüfzeichen EN 1078, CE und idealerweise GS. Helle Farben oder reflektierende Elemente erhöhen die Sichtbarkeit. Weitere Qualitätsmerkmale: gute Belüftung, geringes Gewicht und ein einstellbares Innenring-System. Der Helm sollte zur Kopfform passen – eine Anprobe im Fachhandel ist empfehlenswert. Wie sitzt ein Fahrradhelm richtig? Ein Helm sollte eng anliegen, ohne zu drücken, und etwa zwei Fingerbreit über den Augenbrauen sitzen. Beim Kopfschütteln darf er nicht verrutschen. Der Kinnriemen wird so eingestellt, dass zwischen Riemen und Kinn ein Finger passt. Der Kopf sollte rundum Kontakt zu den gepolsterten Stellen der Helmschale haben – sonst sitzt er zu locker. Teuer oder günstig – macht das beim Helm einen Unterschied? Nicht zwangsläufig. Der ADAC hat 2021 verschiedene Helme getestet – auch günstige Modelle schnitten gut ab . Der zweitplatzierte Helm im Test kostete rund 20 Euro. Entscheidend für die Schutzwirkung sind Passform und Einhaltung der Prüfnormen, nicht der Preis, so das Testergebnis. Im Test: Das sind die besten Fahrradhelme Wie lange schützt ein Fahrradhelm zuverlässig? Auch ohne Sturz verliert ein Helm mit der Zeit an Schutzwirkung. UV-Strahlung, Feuchtigkeit und Materialermüdung setzen dem Hartschaum zu. Hersteller empfehlen, den Helm nach spätestens fünf Jahren auszutauschen. Nach einem Sturz gilt: Unbedingt ersetzen – auch wenn äußerlich keine Schäden zu erkennen sind. Was ist von Airbag-Helmen und modischen Varianten zu halten? Alternativen wie Airbag-Helme (etwa der "Hövding") oder Basecap-Modelle mit integrierter Schutzstruktur gelten als moderne Varianten – sie sind zugelassen und bieten laut Herstellern gute Stoßdämpfung. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat begrüßt solche Entwicklungen grundsätzlich. Allerdings sollten Käufer prüfen, ob das Modell zur eigenen Fahrweise passt – und ob es im Alltag praktikabel ist. Auch hier ist wichtig, dass die Prüfnormen eingehalten werden. Was Eltern beim Thema Fahrradhelm wissen sollten Kinderhelme müssen nicht nur sicher sein, sondern auch bequem und optisch ansprechend – das erhöht die Akzeptanz. Wichtig ist der richtige Sitz: Der Helm darf weder rutschen noch drücken. Eltern, die selbst Helm tragen, sind zudem ein wichtiges Vorbild.
