Dacia Hipster Konzept: Mini-Elektroauto mit Platz für vier Personen
Mit dem Konzeptauto Hipster zeigt Dacia, wie bezahlbare Mobilität auf dem Land aussehen könnte: günstig, leicht, elektrisch – und ohne Schnickschnack. Zeitschriften mögen mit Fotos von Bilderbuchgärten, blühenden Wiesen und grasendem Vieh eine heile Welt suggerieren. Das Leben auf dem Land kann aber ziemlich anstrengend sein. Wenn der Bus nur einmal am Tag im Dorf hält, der nächste Supermarkt kilometerweit entfernt ist und Ärzte nur in der Kreisstadt zu finden sind, muss man mobil sein. Viele ältere Menschen mit schmaler Rente können sich aber kaum ein eigenes Auto leisten. Oder sie sind von der Technik moderner Fahrzeuge schlicht überfordert. Die Automobilindustrie liefert auf die Frage nach bezahlbarer individueller Mobilität wenig Antworten. Neuwagen in Europa sind seit 2010 massiv teurer geworden. Selbst Kleinwagen kosten wegen der vielen gesetzlich geforderten elektronischen Fahrhelfer mittlerweile so viel, dass sie das Budget vieler Menschen sprengen. Jetzt will sich Dacia der Sache annehmen. Renaults rumänische Billig-Tochter hat eine Konzeptstudie eines Elektroautos entwickelt. Hipster nennen die Franzosen ihr gerade mal drei Meter kurzes Wägelchen, und es sei "das neu erfundene Auto für jedermann". Irgendwie sieht der Hipster aus wie ein rollender Karton, mit den Rädern an den Kanten und minimalem Überhang. Er bietet Platz für vier und kann bei umgelegter Rückbank selbst einen Kühlschrank im Heck transportieren. Der Clou dabei: Das Fahrzeug soll eine L7e-Zulassung bekommen. Dafür darf es ohne Akku höchstens 450 Kilogramm wiegen, aber 80 km/h schnell fahren. Abgesehen vom ABS benötigt ein solches, gesetzlich als schweres Straßen-Quad angesehenes Fahrzeug auch keine teuren Fahrassistenten. Damit sich die Käufer trotzdem sicher fühlen, verpasste Chefdesigner David Durand dem Hipster eine robuste Geländewagen-Optik. Die eckig-kantige Form hat aber handfeste Vorteile, erklärt der Designer. "Es ist die gleiche Idee, die schon im Ur-Mini steckt: Nichts nutzt den Raum besser aus als ein Kubus." Tatsächlich überrascht der Hipster mit einem großzügigen Raumgefühl und einer sehr guten Rundumsicht. Der vordere Teil des Dachs ist verglast, was etwa die Sicht auf die Ampel erleichtert. Statt auf dicken Polstern sitzt man auf einem dünnen Netzgewebe. Da werden Erinnerungen an die Ur-Ente von Citroën wach. Der Stoff ist extrem leicht. Ebenso wie die Riemen an den Türen, die den üblichen Griff ersetzen. Und im Cockpit findet sich nur, was wirklich zum Fahren nötig ist: Schalter für Gebläse, Licht, Blinker und Schiebefenster. Möchte man Radio über einen mobilen Bluetooth-Lautsprecher hören oder navigieren, muss man sein Smartphone über eine spezielle Halterung verbinden. Während das Platzangebot vorn vielleicht dem eines Smart Fortwo ähnelt, geht es hinten logischerweise eng zu. Doch als Notlösung für kürzere Strecken taugt die Rückbank mit Sicherheit. Und wenn die Lehnen vorgeklappt werden, wird der Hipster zum Mini-Laster. Wie viel der Wagen am Ende kostet, sollte er in Serie gehen, will Dacia nicht sagen. Fakt ist: Mit dem Spring hat Dacia bereits ein äußerst erfolgreiches kleines E-Auto im Programm. Der 3,70 Meter lange Viersitzer kostet ab 17.000 Euro und ist europaweit eines der günstigsten und meistverkauften E-Autos. Ein L7e-Fahrzeug wie der Hipster dürfte also deutlich billiger sein, zumal die Rumänen nur eine kleine Batterie für rund 80 Kilometer Reichweite planen. Ob auf dem Land oder in der Stadt: Für den normalen täglichen Einsatz würde das völlig genügen. Laut einer Mobilitätsstudie des Bundesverkehrsministeriums sind 57 Prozent der auf dem Lande lebenden Menschen täglich auf ihr Auto angewiesen, mehr als in Städten und Ballungsräumen. Gleichzeitig hapert es gerade dort mit der Ladeinfrastruktur. Der Hipster benötigt aber weder Wallbox noch Schnelllader: Man lädt ihn über eine übliche Haushaltssteckdose. Nirgendwo ist der Strom so günstig wie zu Hause. Auch das spart Kosten.
