Überholunfall? Gerichtsurteil zeigt, wie schnell es teuer wird
Ein Unfall beim Überholen kann teuer werden. Aber für wen? Beim Überholen zählt jede Sekunde. Und ein kleiner Fehler kann schnell zu einem Unfall führen. Wer nicht vorausschauend fährt, muss im Zweifel mithaften. Das zeigen auch Gerichtsurteile. Ein Praxisfall Vor dem Landgericht Lübeck (Az.: 14 S 13/22) ging es um ein Auto, das hinter einem parkenden Lkw wartete. Währenddessen setzte ein Linienbus zum Überholen an. Gleichzeitig fuhr das Auto nach links. Beide Fahrer machten widersprüchliche Angaben zum Blinken: Die Pkw-Fahrerin behauptete, sie habe geblinkt; der Busfahrer sagte, das sei nicht der Fall. Eindeutige Zeugen gab es nicht. So urteilte das Gericht Das Gericht bestätigte die vorausgegangene Entscheidung des Amtsgerichts: Beide Unfallparteien tragen jeweils die Hälfte des Schadens. Die Autofahrerin habe ihre Pflicht verletzt, da sie nicht nach hinten geschaut habe. Gleichzeitig wurde dem Busfahrer ein Fehlverhalten angelastet. Wichtige Faktoren beim Überholen Der Fall zeigt: Das Überholen gehört zu den anspruchsvollsten Fahrmanövern. Es erfordert Geschick und eine gute Einschätzung der Situation. Wie kann man dabei heikle Situationen vermeiden? Verschiedene Aspekte sind dabei entscheidend: Ausreichende Abstände nach vorn und zur Seite Das Verhalten des nachfolgenden Verkehrs Der Zustand der Straße Die Geschwindigkeit des zu überholenden Fahrzeugs Der Überholweg: Länger als gedacht Ein entscheidender Faktor beim Überholen ist die Länge des Überholwegs. Wie lang muss er sein, wenn Sie konstant mit 100 km/h fahren? Drei Beispiele zeigen es: Wenn das andere Fahrzeug 70 km/h fährt, sind es etwa 173 Meter. Bei 80 km/h sind es schon 218 Meter. Und bei 90 km/h benötigt man sogar 436 Meter. Achtung: In diesen Beispielen fahren beide Fahrzeuge in konstantem Tempo. In der Regel müssen Sie beim Überholen aber zunächst beschleunigen – wobei sich der Überholweg deutlich verlängert. Unter Einhaltung aller Sicherheitsabstände brauchen Sie mit 100 km/h etwa 500 bis 600 Meter, um ein Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h zu überholen. Sicherheit geht vor Wichtig: Um sicher überholen zu können, sollte man nicht nur diese Strecke, sondern mehr als die doppelte Strecke überblicken können. Denn beim Überholen muss immer mit Gegenverkehr gerechnet werden, der ebenfalls mit 100 km/h unterwegs ist. Experten empfehlen deshalb, im Zweifel hinter dem langsameren Fahrzeug zu bleiben. Bei schlechten Witterungsbedingungen wie Regen, Schnee oder Glatteis sollte man ganz auf das Überholen verzichten.
