Solaranlage oder Balkonkraftwerk: Was sich ohne Einspeisevergütung lohnt
Die Einspeisevergütung steht auf dem Prüfstand, was Solaranlagen weniger attraktiv macht. Balkonkraftwerke könnten hingegen die profitablere Option sein. Durch die Einspeisevergütung waren Solaranlagen lange lukrativ. Doch Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) stellt die Förderung nun infrage . Vor allem Privathaushalte stellen sich daher die Frage: Lohnt sich die große Solaranlage noch, wenn die Einspeisevergütung möglicherweise wegfällt? Oder reicht ein günstiges Balkonkraftwerk, um die Stromkosten zu senken? Solaranlage vs. Balkonkraftwerk Die klassische Solaranlage (Photovoltaikanlage, PV-Anlage) besteht aus mehreren Modulen, einem Wechselrichter und bei Bedarf einem Stromspeicher. Sie hat in der Regel einen Kilowattpeak (kWp) zwischen 5 und 10, was etwa dem jährlichen Stromverbrauch eines Vierpersonenhaushalts mit Wärmepumpe sowie E-Auto entspricht. Überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist, bisher gegen eine feste Vergütung. Diese hängt zum einen von der Menge der Einspeisung, aber auch von der Größe und dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme der PV-Anlage ab. Die Investitionskosten für eine derartige Anlage belaufen sich auf 1.200 bis 1.500 Euro/kWp, plus Planung und Installation durch einen Fachbetrieb. Ein Balkonkraftwerk ist eine steckerfertige Solaranlage mit ein oder zwei Modulen. Es hat eine Leistung von 400 bis 800 Watt und kann einfach am Balkon , auf der Terrasse, an der Fassade oder im Garten montiert werden. Es wird mit einem Stecker an das Hausstromnetz angeschlossen. Der gewonnene Sonnenstrom fließt dann durch die hauseigenen Leitungen in die eigenen Geräte. Da der Stromertrag eines Balkonkraftwerks (Stecker-Solaranlage) sehr gering ist, lohnt sich das Einspeisen nicht und wird hier nicht berücksichtigt. Die Anschaffungskosten liegen bei wenigen Hundert Euro. Die Installation ist in Eigenregie möglich. Solaranlagen sind demnach größer, teurer in der Anschaffung und nur für Hauseigentümer möglich. Allerdings können sie auch mehr Strom erzeugen. Balkonkraftwerke sind hingegen unkompliziert und eignen sich vor allem für Mieter. Wie wirtschaftlich sind Solaranlagen auf dem Dach? Bisher war die Einspeisevergütung ein wichtiger Anreiz für private Photovoltaikanlagen. Wer Strom ins Netz eingespeist hat, bekam dafür 20 Jahre lang eine feste Vergütung – aktuell 7,86 Cent/kWh bei Teileinspeisung. Dadurch wurden oder sind Solaranlagen für viele lohnenswert. Fällt diese nun weg, könnte sich laut "Finanztip" ihre Rentabilität deutlich verschlechtern. "Finanztip" geht für seine Berechnung von folgenden Werten aus: ein Beispielhaushalt mit einer Wärmepumpe und einem E-Auto (Stromverbrauch: 8.000 kWh/Jahr), einer 10-kWp-Anlage, einem 10-kWh-Speicher. Die Investitionskosten hierfür werden mit 19.000 Euro angegeben. Das Grundprinzip der Berechnung lautet dabei: Amortisationszeit = Investitionskosten ./. jährliche Nettoersparnis (Ersparnis + Einnahmen - Kosten) Das Ergebnis: Die Anlage und der Speicher aus dem Beispiel amortisieren sich mit Einspeisevergütung nach 12,9 Jahren und ohne Einspeisevergütung nach 17,3 Jahren. Bei einem niedrigen Stromverbrauch (3.000 kWh, etwa, weil ein Fernwärmeanschluss besteht) arbeite die Anlage hingegen nach 31,4 Jahren wirtschaftlich, so "Finanztip". Allerdings ist "Finanztip" hierbei davon ausgegangen, dass der Haushalt ebenfalls eine 10-kWp-Anlage nutzt. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.000 kWh wäre das überdimensioniert. In diesem Fall wäre eine Anlage mit maximal 5 kWp sinnvoller. Die Anschaffungskosten liegen dann bei rund 11.000 Euro statt 19.000 Euro – inklusive Speicher. Demnach würde sich die Anlage nach etwas über 20 Jahren amortisieren. Wie wirtschaftlich sind Balkonkraftwerke? Balkonkraftwerke sind in der Anschaffung deutlich günstiger als große Solaranlagen fürs Dach. Unter optimalen Bedingungen erzeugt ein 800-Watt-System rund 552 Kilowattstunden Strom im Jahr. Die Anschaffungskosten hierfür (zwei Module, Wechselrichter, Kabel, Halterung) liegen bei 300 bis 500 Euro. Einen Speicher gibt es aufgrund des direkten Verbrauchs hier nicht. Geht man davon aus, dass 80 Prozent davon im Haushalt genutzt werden können, liegt das Sparpotenzial bei einem Strompreis von 35,9 Cent/kWh bei etwa 159 Euro im Jahr. Damit hat sich eine Steckersolaranlage bereits nach drei Jahren, teilweise sogar nach nur einem Jahr amortisiert. Die Lebensdauer eines Balkonkraftwerks liegt in der Regel bei 20 Jahren – etwas weniger als bei einer Solaranlage, die mindestens 25 Jahre hält. Über diesen Zeitraum lassen sich mit einem Balkonkraftwerk insgesamt Stromkosten von über 3.000 Euro einsparen. Allerdings: Mit einer Mini-Solaranlage kann ein Vierpersonenhaushalt (niedriger Verbrauch) 15 Prozent des Jahresstrombedarfs decken. Bei einem hohen Stromverbrauch (8.000 kWh) sind es etwa sieben Prozent. Das macht etwa den Grundverbrauch des Routers oder aller Geräte im Stand-by-Modus aus. Bei einem hohen Verbrauch ist es sinnvoller, auf zwei Module zu setzen (1.600 Watt). Die Ersparnis wird verdoppelt, die Amortisationszeit (2 bis 4 Jahre) bleibt gleich. Solaranlage oder Balkonkraftwerk – was rechnet sich ohne Einspeisevergütung? Vergleich Überschrift Photovoltaikanlage Balkonkraftwerk Hoher Verbrauch (8.000 kWh) Strombedarf wird vollständig gedeckt. Mit Speicher nach rund 17 Jahre amortisiert. Decken etwa 7 Prozent des Bedarfs. Amortisieren sich in 2 bis 4 Jahren. Niedriger Verbrauch (3.000 kWh) Strombedarf wird vollständig gedeckt. Mit Speicher nach 20 bis 21 Jahre amortisiert. Decken etwa 15 Prozent des Bedarfs. Amortisation sich nach 2 bis 4 Jahren. Die Rechnung zeigt: Der Eigenverbrauch entscheidet maßgeblich über die Wirtschaftlichkeit. Wer Wärmepumpe, Elektroauto oder andere starke Verbraucher im Haushalt hat, kann einen großen Teil des selbst erzeugten Stroms nutzen und damit teuren Netzstrom ersetzen. Ein Stromspeicher erhöht den Eigenverbrauch zusätzlich, weil Solarstrom auch abends oder nachts verfügbar wird. Ohne Speicher und ohne Einspeisevergütung ist die Anschaffung hingegen nicht rentabel. Wer jedoch einen geringen Verbrauch hat und es als Investition in seine Immobilie sieht, kann von einer Solaranlage profitieren. Selbst dann, wenn die Einspeisevergütung komplett wegfällt. Wer allerdings nicht 17 bis 20 Jahre warten möchte, ehe die Anlage wirtschaftlich arbeitet, kann auf Balkonkraftwerke setzen. Sie arbeiten nahezu immer wirtschaftlich: Sie sind günstig in der Anschaffung, schnell amortisiert und helfen, den Grundverbrauch im Haushalt zuverlässig zu senken. Gerade für Mieter oder kleinere Haushalte sind sie eine risikoarme Möglichkeit, Solarstrom zu nutzen. Darüber hinaus können auch mehrere Balkonkraftwerke ans Hausnetz angeschlossen werden. Zumindest dann, wenn ausreichend Platz vorhanden ist. Fazit Ohne Einspeisevergütung verlieren große Photovoltaikanlagen auf dem Dach erheblich an Attraktivität. Nur für Haushalte mit Wärmepumpen und E-Autos und somit einem hohen Stromverbrauch ist die Anschaffung noch eine Option. Zumindest dann, wenn sie auf einen zusätzlichen Stromspeicher setzen. Für kleinere Haushalte mit niedrigem Strombedarf rechnet sich die Investition, wenn sie damit den Wert ihrer Immobilie steigern und unabhängig von Energiekonzernen und der Umwelt etwas Gutes tun wollen. Balkonkraftwerke hingegen bleiben im Direktvergleich eine sichere Investition: Sie sind günstig in der Anschaffung, schnell amortisiert und sparen über viele Jahre Stromkosten. Vor allem für Mieter und Haushalte mit begrenztem Budget sind die Steckersolaranlagen eine einfache Möglichkeit, von selbst erzeugtem Ökostrom zu profitieren.
