Dresden: Streit um neue Carolabrücke – Braucht es 2, 3 oder 4 Spuren?
Der Bauausschuss empfiehlt vier Autospuren für die neue Carolabrücke – gegen die Empfehlung von Verkehrsexperten. Die endgültige Entscheidung soll am Donnerstag fallen. Der Bauausschuss hat sich am Montagabend (16. Juni) für eine vierspurige Carolabrücke ausgesprochen. Wie die Sächsische Zeitung berichtet, war es keine einfache Entscheidung. Während große Einigkeit darüber geherrscht habe, dass der Ersatzneubau der alten Carolabrücke im Wesentlichen ähneln soll, gab es lange Diskussionen um die Anzahl der Autospuren. Bis 22.15 Uhr sei hinter verschlossenen Türen debattiert worden. Die Entscheidung ist umstritten: Im Vorfeld hatten sich mehrere Verkehrswissenschaftler gegen eine vierspurige Carolabrücke ausgesprochen. Sie verweisen auf den Rückgang des Autoverkehrs in Dresden . Stadt der kurzen Wege: Viel mehr Fußwege statt Autofahrten Das deckt sich auch mit einer Verkehrsprognose der Stadt Dresden, die zu dem Ergebnis kommt, dass eine vierspurige Carolabrücke nicht notwendig sei. Auch die vielen neuen Pendler zu den Chipfabriken im Dresdner Norden änderten daran nichts. Frank Fiedler, Leiter der Verkehrsplanung der Stadt Dresden, sagt: "Die meisten kommen zwar mit dem Auto zur Chipfabrik. Aber sie benutzen die Autobahn". Von den 27.000 bis 28.000 täglichen Arbeitswegen zum Chipareal führen nur wenige über die Carolabrücke. "Der Kfz-Anteil ist in Dresden massiv gesunken – wie in fast allen deutschen Städten", erklärt Fiedler. Die Dresdner fahren mehr Fahrrad – vor allem habe aber der Anteil an Fußwegen zugenommen. Der Grund: Dresden ist dichter geworden. Hinzukomme der Effekt, dass nur noch 51 Prozent der jungen Männer einen Führerschein besitzen. Die Stadt sieht Bedarf für maximal zwei bis drei Spuren. Bei drei Spuren wären zwei Richtung Norden sinnvoll und eine Richtung Süden. Baubürgermeister Kühn: Bundesförderung steht auf dem Spiel Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) hatte bei einer Pressekonferenz am 6. Juni noch ein weiteres Argument für weniger Spuren: "Ich mache mir Sorgen, dass wenn wir über Bedarf bauen, dass es dann sicherlich nicht einfacher wird, eine Bundesförderung zu bekommen." Diese sei allerdings notwendig, denn alleine könne die Stadt die Kosten für einen Neubau nicht stemmen. Stadträte von CDU , FDP und Team Zastrow trauen den Prognosen der Stadt allerdings nicht und befürchten Staus bei einem zwei bzw. dreispurigen Neubau. Außerdem werfen Kritiker Kühn vor, einen gefärbten Blick aufgrund seines Parteibuches zu haben. Auch für die Dresdner Industrie- und Handelskammer (IHK) kommt eine zweispurige Carolabrücke nicht infrage. Um betriebliche Abläufe, Versorgungsketten, Kundentermine und Notdiensteinsätze nicht zu gefährden, sei ein vierspuriger Brückenbau unerlässlich, argumentiert IHK-Sprecher Lars Fiehler. Wie der Neubau der Carolabrücke tatsächlich aussehen soll, wird erst endgültig am Donnerstagabend im Stadtrat entschieden. Die Empfehlung des Bauausschusses für vier Spuren ist nicht bindend.